Husky dank Gehhilfe wieder glücklich
„Husky dank Gehhilfe wieder glücklich“. Guckt mal, ich bin in der Zeitung! Gestern hat sich meine AdopTante mit so einem Mann getroffen und hat ewig mit ihm geredet. Ich hätte ja viel lieber geschnüffelt, wer schon alles da rumgelaufen ist und ob es Mäuse gibt… Na ja, aber in der Zeitung zu stehen, ist auch mal cool. Lest selbst…
Husky dank Gehhilfe wieder glücklich
Wauwau: Wie der zwei Jahre alte Zoltan nach einem Unfall in Springe wieder das Laufen lernt
VON RALF T. MISCHER
SPRINGE. Manchmal bewegt er auch seine Hinterläufe ganz normal: Meistens aber klappt es mit der Koordination der Bewegungen überhaupt nicht. Deshalb müsste Husky-Mix Zoltan eigentlich auf Spaziergänge verzichten. Aber Hundemami Stefanie Köppler hat sich darum gekümmert, dass der Zweijährige trotzdem mobil bleibt.
Grund für die Lähmung des jungen Husky-Rüden ist ein Unfall mit einem Jagdgewehr, der sich vor über anderthalb Jahren in seiner alten Heimat Zypern ereignet hat: „In seinem ganzen Körper steckt Schrot“, weiß Köppler. Und eine Schrotkugel steckt in der Wirbelsäule und verursacht die Lähmung. Als Köppler via Facebook ein Video von Zoltan sah und dort erfuhr, dass das Tier abzugeben ist, war sie sofort Feuer und Flamme – und reiste mit der ganzen Familie auf die Mittelmeerinsel. Anderthalb Jahre ist das jetzt her, der junge Hund hat sich am Deister gut eingelebt. Nur die Lähmung ist noch nicht verschwunden. Obwohl Köppler regelmäßig zur Physiotherapie-Praxis von Ann-Kathrin Robek in Springe geht. Dort kommt er aufs Aqua-Laufband und die Hinterläufe marschieren mit. Nur außerhalb des Wassers will ihm das einfach noch nicht so recht gelingen. „Es kann aber bis zu zwei Jahre dauern, bis die Nerven wieder normal arbeiten,“ hofft die Hundehalterin.
Und hat dafür gesorgt, dass es Zoltan bis dahin nicht langweilig wird. „Ich werde oft von Passanten darauf angesprochen“, räumt Köppler ein. Denn alltäglich ist es keineswegs, dass gelähmte Hunde in einen solchen Rollstuhl eingespannt werden. In schwierigen Fällen entscheiden sich manche Halter sogar dazu, das Tier einzuschläfern, weil es bewegungsunfähig ist. „Für mich wäre das niemals eine Option“, sagt die Mama von Zoltan. Und berichtet, wie der Hunderolli die Lebensfreude des Tiers geweckt hat: „Zuerst dachte er nicht daran, mit dem Rollstuhl loszugehen“, erinnert sie sich. Erst am dritten Tag und nach dem dritten Versuch habe sich der Husky auf die Konstruktion eingelassen. „Heute wird er schon ganz wild, wenn ich nur mit dem Rollstuhl komme – weil er dann weiß, dass wir losgehen. Und darauf freut er sich.“
Tatsächlich tollt Zoltan, trotz des Rollwagens, relativ unbeschwert durch die Landschaft, rast selbst über große Stöcke und Steine ziemlich unbeeindruckt hinweg. „Manchmal halte ich ihn fest, weil ich Angst habe, dass die Räder umkippen – das wäre bestimmt nicht gut für seine Wirbelsäule.“ Abgesehen davon ist die Halterin begeistert vom Rolli: „Es gibt keine Probleme – und Zoltan ist der tollste Hund der Welt.“
Entdeckt hat sie den Rollwagen im Internet. Sie musste nur die Maße des Vierbeiners angeben, eine Firma aus der Rhön fertigte den Rolli daraufhin an. Kostenpunkt für die ungewöhnliche Gehhilfe: 250 Euro. Zoltan nutzt sie bereits seit November 2016.
„Davor hat er such nur kriechend fortbewegen können – nun kann er ein ganz anderes Leben führen“, sagt Köppler. Ein solch mobiles Leben, dass der Rüde auch den Hundeführerschein machen muss. Immerhin ist er ja nun regelmäßig auf den Wegen und Feldern des Deisters unterwegs. Und da gelten für ihn natürlich die Regeln, die auch für jeden anderen Hund gelten.
Nun überlegt Köppler, regelmäßig an Hundesportveranstaltungen teilzunehmen. Die ersten Paralympics für Vierbeiner haben sie und Zoltan schon absolviert. „Eigentlich wollten wir nur zuschauen – aber das Mitmachen hat großen Spaß gemacht.“
Hundeprüfung
Beim Hundesportverein wurden Prüfungen zum gesetzlichen niedersächsischen Hundeführerschein abgenommen. Der theoretische Teil besteht aus 35 Fragen aus sieben Kategorien. Dafür stehen 45 Minuten zur Verfügung. Für den praktischen Teil geht es in die Stadt. Dort wird die Prüfung in einem ablenkungsarmen und einen verkehrsstarken Bereich aufgeteilt. Die Hundeführer mussten zeigen, dass sie den Hund in der Öffentlichkeit sicher führen können und zwar ohne Belästigung, Behinderung und Gefährdung von Passanten, Hunden oder des Straßenverkehrs. Alle Hundehalter haben ihre Prüfung bestanden. Insgesamt waren es zehn praktischer und neun theoretische Prüfungen.
Sonnabend, 22. Juli 2017, NDZ (Neue Deister-Zeitung), Springe.