Zoltan - Leben mit Hund

Krisentag

Zoltans vierter Tag bei uns – ein Krisentag. Meine Mutter wird heute 80, ich sollte bei ihr sein. Geht aber nicht.

Nervosität, Unsicherheit, Kontrollverlust – das sind einige der Gefühle, die Claudia über die kinesiologische Emotionenauflösung bei Zoltan gefunden hat. Diese Gefühle haben wir alle gerade. Dadurch, dass Zoltan eben auch nachts pieselt, den Urin aufleckt, unruhig einen neuen Schlafplatz sucht, wieder pieselt, leckt, umzieht, schlafe ich schlecht und wenig, bin nicht ausgeruht, gereizt.

Dann wollte Zoltan raus, also habe ich ihm die Schuhe angezogen, die genau passen, also echt schwer anzuziehen sind. Zoltan hat vor Begeisterung den halben Flur überschwemmt, während mein Sohn seiner Morgentoilette nachging. Dann habe ich versucht, das Hintergeschirr anzubauen, während meinem Hund einfällt, dass er eigentlich auch mal Groß muss. Ich hätte gut noch ein paar Hände gebrauchen können. Und eigentlich war ich noch gar nicht wach. Und dann kam mein Sohn nach gefühlten Stunden aus dem Bad und sagte: ich wollte ihn nicht ablenken! Ja, super!

Na ja, das ist unfair, Benny macht schon viel, er wischt zum Beispiel ungefähr 20 Mal am Tag die Wohnung. Er weiß doch auch nicht, was richtig ist, er hatte doch auch noch keinen Hund und schon gar keinen Zoltan.

Dass ich wiederkomme, wenn ich weggehe, weiß Zoltan irgendwie. Bei Benny ist er sich da überhaupt nicht sicher. Wehe, Ben ist mal fünf Minuten unten bei meiner Mutter. Da wird Zoltan sofort wieder undicht. Claudia hat mir Globuli empfohlen, die hoffentlich helfen. Ich habe sie bestellt und kann sie um vier abholen. Und Windeln habe ich gekauft. Aber Hunde haben doch eine andere Figur als Menschen. Ich habe dann versucht, sie anders zu wickeln,  so dass der Penis bedeckt ist – allerdings hält das nicht so gut. Vielleicht fällt mir da ja noch was ein. Oder Zoltan wird durch die Globuli dicht.

Klar, das ist ein Teufelskreis – er bemüht sich ja wirklich, er will ja hier ankommen und geliebt werden. Und weil er so will und so viel Angst davor hat, verlassen zu werden, regt er sich auf und wird undicht – und weiß und merkt natürlich, dass ich das überhaupt nicht lustig finde. Also hat er noch mehr Angst, nicht geliebt und verlassen zu werden und pieselt noch mehr… Arme Socke.

Aber es gibt auch viele schöne Momente an diesem Krisentag – vorhin waren wir im Garten, was Zoltan total schön fand. APM machen wir oft, passiv die Beine bewegen, ihn ordentlich hinstellen. Das macht er auch alles gut mit, genießt, freut sich über Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Er isst gut, das Kötteln klappt (bis auf heute Morgen) auch gut. Die Physio meinte per Mail, wir können da sicher was machen, und ich habe den Eindruck, das linke Bein benutzt er schon besser als vorher.

Krisentag - schöne Momente gibt es trotzdem.


Nachmittags waren wir noch mal in Wennigsen, alle drei. Zoltan mag die Box nicht so und fühlt sich nicht wirklich wohl. Ich bin zur Apotheke gegangen, während Benny im Auto geblieben ist, dann habe ich mich ins Auto gesetzt und Zoltan was erzählt bzw. das Autoradio eingeschaltet und Benny hat eingekauft. Danach sind wir wieder nach Hause gefahren und Zoltan hat sich gefreut.

Die Arnica-Globuli hat er gleich bekommen – die helfen bei psychischen und physischen Traumata. Später hat er Hypericum bekommen, was einen Bezug zu Lähmungen hat.

Abends waren wir noch mal im Garten. Gepieselt hatte er wieder vorher in der Wohnung, aber geköttelt hat er im Garten (na, immerhin etwas) und er fand es total spannend – wir haben nämlich massenhaft Mäuse unter dem Rasen… Und im Gras ist viel Moos, das ist also alles schön weich, das gefällt ihm. Und da wir ja im Haus oft Stehen und Gehen üben und immer mal APM machen, ist er auch entsprechend kaputt und schläft gut.

Zoltan sagt, wir müssen jetzt fernsehen. Seinen Platz auf dem alten Sofa hat er schon eingenommen. (Nein, er kann nicht allein auf das Sofa springen).

Müder Hund nach einem anstrengenden Krisentag