Zoltan - Leben mit Hund

Zoltan zieht ein

Zoltan zieht ein und alles ändert sich. Wir haben uns ja viele Gedanken gemacht. Bekommt er auf dem Flug eine Decke seiner Pflegefamilie mit, damit er sie bei sich hat und sich sicher fühlt? Oder lieber eine von uns, damit er sich an unseren Geruch gewöhnt? Wir haben uns für unsere Decke entschieden, mit der wir vorher ausgiebig gekuschelt haben, weil unser Geruch jetzt der ist, der ihn begleitet.

Oder auch nicht. Ungefähr fünf Minuten, nachdem wir ihn endlich aus der Transportbox befreit hatten und er in der Wohnung angekommen war, rochen Benny und ich nach Zoltan. Und die Wohnung gleich mit. Der süße Floh ist nämlich ein Auslaufmodell. Es hatte schon einen Grund, warum Monika so darauf geachtet hat, dass er immer auf einer dieser saugfähigen Unterlagen liegt…

Aber abgesehen davon ist er so ein Süßer. Jetzt liegt er zusammengerollt an meinen Füßen unter dem Schreibtisch. Gestern Nacht, als wir angekommen waren und ihm alles gezeigt hatten, kam er sich so verloren vor. Er hat eine ganze Weile die Tür angestarrt und gehofft, dass noch jemand kommt. Dass wir da waren, war gut, er kannte uns ja schon und mochte uns ja auch, aber es fehlte einfach noch jemand. Irgendwann, als wir im Bett waren, konnte er sich schließlich darauf einlassen, sich einfach mal hinzulegen und zu schlafen.

Sehr früh heute Morgen war er wieder wach, wechselte den Schlafplatz, war unruhig. Und es stank. Ich habe alle Tücher und die Decke weggeräumt, der Geruch blieb. Und dann entdeckte ich das Übel. Ok, es war fest und gut wegzuräumen, aber will ich das in meinem Schlafzimmer? Andererseits – der Hund ist ja noch gar nicht ganz da. Na gut, dachte ich, gehste mal ne Runde mit ihm. Bis ich ihn und mich angezogen hatte, gab es einen Bach und einen Teich im Flur. Hm, nee, nicht soo lustig.

Aber der Spaziergang war gut. Er geht schon ganz gut an der Leine, aber diese Tragehilfe, mit der ich seine Hinterbeine unterstütze  oder besser den gesamten Hinterkörper trage, gefällt mir nicht wirklich. Zum einen muss ich ständig die Hinterbeine-Halte-Hand wechseln, weil mir nach kurzer Zeit die Schulter wehtut. Zum anderen habe ich Angst, dass ich Zoltans Hüfe Schaden zufüge oder ihm im oder am Bauch etwas abklemme.

Ein Rollstuhl wäre gut. Wenn ich mal wach bin und in ganzen Sätzen schreiben und lesen kann, muss ich mich mal darum kümmern. Aber heute kann ich das nicht.

Nach dem Spaziergang heute Morgen habe ich Frühstück gemacht. Ben wurde wach, Mutti kam und musste sich natürlich alle Zoltan- und Zypern-Geschichten anhören, die wir in den letzten Tagen so erlebt hatten. Zoltan erkundete derweil die Wohnung. Dann legte er sich mitten ins Wohnzimmer, stand plötzlich kommentarlos wieder auf und ging ins Schlafzimmer, kuschelte sich an seine Decke und schlief ein, obwohl keiner direkt bei ihm war.