Vier Wochen
Vor vier Wochen ist Zoltan hier eingezogen, nicht so ganz freiwillig und nicht so ganz glücklich – er hatte schließlich eine liebe Familie mit tollen Hunden auf Zypern.
Klar, wir waren auch ganz ok, aber es war schon alles sehr, sehr fremd. Und wir waren auch sehr unsicher, uns fehlte einfach die Erfahrung. Ich habe völlig unterschätzt, was es bedeutet, einen Hund zu haben, der (noch) nicht stubenrein ist und noch dazu ständig vor Aufregung, Freude oder Angst Pipi machen muss. Ich habe keine Ahnung, wie oft wir in diesen vier Wochen die Wohnung gewischt haben. Inzwischen haben wir ein gutes Wisch-System, passende Windeln, die er nachts trägt, damit wir in Ruhe schlafen können, und Transformin von PerNaturam, das den Geruch bekämpft.
Die zweite, für mich recht große Aufgabe ist Zoltans Trennungsangst. Wenn Benny in den ersten Tagen aus der Wohnung ging, fing Zoltan an zu fiepen und zu weinen (und zu pieseln). Nach einer Woche ging die Schule wieder los und Zoltan lernte, dass Benny weggeht und wiederkommt. Natürlich wird Ben jedes Mal mit Husky-Gesang begrüßt, wenn er durch die Wohnungstür kommt, auch wenn er nur zwei Minuten weg war, aber das gehört einfach dazu.
Wenn ich aus dem Haus ging, hat das Zoltan in den ersten Tagen überhaupt nicht gestört. Inzwischen bricht für ihn die Welt zusammen, wenn ich nur in den Keller zur Waschmaschine gehe. Ich verstehe, dass er mich nicht verlieren möchte. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass er Angst hat, aber es engt mich schon sehr ein. Aber er hat schon so viel gelernt, er wird auch lernen, dass ich wiederkomme.
Besucher werden fröhlich begrüßt und zum Spielen oder Kuscheln aufgefordert, dürfen aber auch wieder gehen.
Das Hauptproblem, seine Beine, ist eigentlich gar nicht so schlimm. Er lässt sich das Geschirr und das Halsband sehr gut anlegen. Dann nehme ich ihn auf den Arm, trage ihn auf die Wiese und lege den Tragegurt an (das dauert ihm oft zu lange). Nun nehme ich den Griff vom Tragegurt in eine Hand und die doppelte Leine in die andere. Mit dem Ende, das am Geschirr befestigt ist, halte ich Zoltan. Mit dem Ende, das am Halsband sitzt, lenke ich ihn. Das ist ein bisschen wie Kutsche fahren. Mit dem Tragegurt trage ich die Hinterbeine über die Steinplatten und lenke die Beine auf dem Rasen, so dass er inzwischen fast immer richtig geht und die Füße richtig aufsetzt – zwar ferngesteuert, aber immerhin.
Er steht viel besser, fand die Physiotherapeutin am Freitag. Das rechte Bein ist weicher, Zoltan kann jetzt eher zulassen, dass es ein bisschen gebeugt wird. Dadurch, dass es aber immer noch sehr gestreckt ist, wirkt das linke Bein kürzer, tritt weniger auf, hat weniger Muskeln.
Ich bürste ihn täglich, auch in Energieflussrichtung, mache oft den Kleinen Kreislauf und ziehe den Blasenmeridian auf beiden Seiten. Wenn er steht, stelle ich seine Füße richtig hin, wenn er im Gurt geht, unterstütze ich ihn, damit er richtig geht. Er bekommt Schüßler-Salze und – auch nicht ganz unwichtig – gutes Futter. Das Unterwasserlaufband von Ann-Katrin Robeck tut ihm sehr gut. Er findet zwar das Wasser doof, aber er ist hinterher aufgedreht und voller Lebensfreude.
Er liebt den Garten, die Gerüche, die Geräusche, riecht an Blumen, versucht, Hummeln und Vögel zu fangen, gräbt an Mauselöchern, steht auf Rasen, Steinplatten und in meinem Gemüsegarten, der sehr uneben ist. Wir gehen drei bis fünf Mal täglich für eine halbe Stunde in den Garten. Dann trage ich ihn rein, lege ihn auf eine Unterlage und ziehe ihn aus. Das gehört für ihn genau so dazu wie das Anziehen am Anfang. Wenn ich meine Jacke auf den Flur bringe, passt er auf, dass ich nicht doch weglaufe.
Danach muss er gucken, wohin ich gehe, damit er in meiner Nähe sein kann. Bin ich in der Küche oder im Bad, legt er sich vor die Tür. Bin ich am Schreibtisch, legt er sich an meine Füße oder irgendwo ins Wohnzimmer. Abends beim Fernsehen legt er sich ebenfalls an meine Füße. Wenn ihn der Fernseher nervt, geht er ins Bett, kommt aber nach ein paar Minuten wieder. Laufe ich hin und her, legt er sich vor die Wohnungstür – du kommst hier nicht durch!
In seinem Bett fühlt er sich wohl, im Wohnzimmer aber auch. Hauptsache, wir sind da. Er liegt viel, schläft viel, steht oder sitzt inzwischen aber auch öfter. Sein Futter schmeckt ihm und er hat, wie sich das gehört, auch immer Hunger, aber er wartet trotzdem geduldig, bis ich den Napf hingestellt und freigegeben habe.
Er ist gern hier und fühlt sich hier zu Hause, hat aber große Angst, noch einmal umziehen zu müssen – wer kann es ihm verdenken. Aber er wird ruhiger und sicherer.
Und den Rest schaffen wir auch noch – geht ja nicht anders, er gehört ja zur Familie – wenn auch erst vier Wochen.